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Veröffentlicht 27. November 2014 von Martina Ahr

Zukunftscharta: Im Gespräch mit Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller

Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller im Lindau Blog Interview über die Ressource „Wissen“.

Am Montag haben die Lindau Nobel Laureate Meetings am EINEWELT-Zukunftsforum zur Übergabe der Zukunftscharta an die Bundeskanzlerin teilgenommen. Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller, der Gastgeber der Veranstaltung, hat sich zu diesem Anlass zur Bedeutung von Wissenschaft für die Entwicklungszusammenarbeit geäußert.

Welche Position nimmt Spitzenforschung einerseits und die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern andererseits für die Entwicklungszusammenarbeit ein? Gibt es hier Überschneidungen mit dem Wissenschaftsministerium?

Gerd Müller: Hochschulbildung, Forschung und Wissenschaften sind die Grundlage, um die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Entwicklungs- und Schwellenländern helfen sie, eigene Wege hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu finden. Wir unterstützen deshalb Hochschulen und wissenschaftliche Institute in unseren Partnerländern in den verschiedensten Bereichen; etwa beim Aufbau der Hochschulinfrastruktur, durch Stipendien für Studierende und Forschende oder  die Förderung von Universitäts- und Wissenschaftskooperationen. Unsere Programme sind abgestimmt mit der Forschungsförderung des Wissenschaftsministeriums und des Auswärtigen Amtes. Sie richten sich an herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Entwicklungs- und Schwellenländern.

Muss sich Deutschland im internationalen Wissenstransfer stärker engagieren, um die Ressource „Wissen“ stärker als Instrument für Entwicklungsarbeit zu nutzen?

GM: Der Ausbau der Hochschul- und Forschungskapazitäten in unseren Partnerländern gewinnt immer stärker an Bedeutung. Mit über 47 Millionen Euro jährlich finanzieren wir derzeit Programme des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Alexander von Humboldt-Stiftung zur Stärkung von Hochschulbildung und Wissenschaft in Entwicklungsländern. Wir werden unser Engagement im Hochschulbereich aber noch weiter ausbauen, insbesondere in Afrika. 1.000 Stipendien für afrikanische Studierende sind in Planung. Gleichzeitig unterstützen wir die Afrikanische Union beim Aufbau einer Pan-Afrikanischen Universität.

Und ich sehe in der Stärkung von Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen eine große Relevanz bei den Schlüsselthemen für nachhaltige Entwicklung; beim Klimaschutz, im Energie- und Umweltbereich, bei unserer Ernährungssicherung, aber auch im Gesundheitssektor.

Dr. Gerd Müller und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel bei der Übergabe der Zukunftscharta in Berlin. Bild: Frederic Schweizer/BMZ.
Dr. Gerd Müller und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel bei der Übergabe der Zukunftscharta in Berlin. Bild: Frederic Schweizer/BMZ.

Welche gesellschaftlichen Anstöße kann die Zukunftscharta bewirken?

GM: Die Zukunftscharta ist das Ergebnis der Debatte vieler gesellschaftlicher Akteure, aus Wissenschaft und Forschung, aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Wir haben es geschafft, bei Veranstaltungen in ganz Deutschland über die Frage zu diskutieren: Wie wollen wir in Zukunft leben- wo ist unsere Verantwortung für unseren Planeten? Und – was mir sehr wichtig ist – welchen Beitrag kann jeder Einzelne leisten. Noch nie wurde auf den verschiedensten Themenfeldern so viel über Entwicklungspolitik diskutiert. Das Dokument ist dabei nur ein Anfang. Wir werden die Diskussion fortführen und wollen damit zum gesellschaftlichen Umdenken ermutigen. Denn fest steht: Die Herausforderungen der Zukunft unseres Planeten können wir nur gemeinsam oder gar nicht lösen.


Mehr über das Zukunftsforum und die Zukunftscharta:

Süddeutsche Zeitung: „Von unten“ her gedacht

Deutsche Welle: Neue Ziele für die Entwicklungspolitik

Martina Ahr

Dr. Martina Ahr holds a PhD in cultural studies and has a background in TV journalism.