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Published 14 January 2016 by Stephanie Hanel

Nobel Women’s Initiative – für Gerechtigkeit, Frieden und Gleichberechtigung

2006 von Friedens-Nobelpreisträgerinnen gegründet, unterstützt die Organisation weltweit Projekte von Frauen, die sich in ihren Heimatländern für eine Verbesserung der Lebensbedingungen einsetzen, und initiiert selbst Aktionen wie beispielsweise die #WomenRefugeesWelcome Tour.

Die Nobel Women’s Initiative entstand, nachdem Ideengeberin Jody Williams, Nobelpreisträgerin von 1997, die anderen weiblichen Friedens-Nobelpreisträger ansprach und dafür gewinnen konnte, die Strahlkraft und Beziehungen, die ihnen aufgrund des Preises zur Verfügung stehen, zu nutzen und ihr politisches Gewicht gemeinsam in die Waagschale zu werfen. So gründeten Shirin Ebadi, Wangari Maathai (2011 verstorben), Rigoberta Menchú Tum, Mairead Maguire, Betty Williams und Jody Williams 2006 die Nobel Women’s Initiative.

Aung San Suu Kyi, die Friedensnobelpreisträgerin von 1991, stand zu diesem Zeitpunkt als Oppositionspolitikerin in Burma noch unter Hausarrest und wurde 2011 Ehrenmitglied. Heute auch aktive Mitglieder sind Tawakkol Karman, Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin aus dem Jemen und Leymah Gbowee aus Liberia – sie erhielten den Friedensnobelpreis 2011 zusammen mit Ellen Johnson Sirleaf, der Präsidentin von Liberia.

 

Tawakkol Karman, Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf bei der Friedensnobelpreis-Verleihung 2011, Foto: Harry Wad, CC BY-SA 3.0
Tawakkol Karman, Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf bei der Friedensnobelpreis-Verleihung 2011, Foto: Harry Wad, CC BY-SA 3.0

Unterstützt werden die Nobelpreisträgerinnen von einem hochprofessionellen Mitarbeiterinnenstab aus in der Kampagnenarbeit erfahrenen Frauen, wie beispielsweise Rachel Vincent, Director of Media and Communications, die nach Jahren als Journalistin in Canada, den USA und Mexiko, nun bereits seit 16 Jahren Nichtregierungs-Organisationen berät und auch die Reise der Nobelpreisträgerinnen Ebadi, Karman und Williams entlang der Flüchtlingsroute durch Serbien, Kroatien, Slowenien bis nach Deutschland begleitete.

Die Nobelpreisträgerinnen machten sich zusammen mit einer Expertengruppe vor Ort ein Bild, sprachen im November 2015 mit Flüchtlingen, Helfern und den Verantwortlichen von Hilfsorganisationen. Ihre Berichte konnten aktuell in Textform und als Audios auf dem Blog der Initiative mitverfolgt werden. Neben den schockierenden Berichten über Einzelschicksale von Flüchtlingsfrauen, machten die Berichterstatterinnen der Initiative deutlich, dass außer dem Missbrauch von weiblichen Flüchtlingen durch Schleuser auch die unsicheren Verhältnisse durch erzwungenes Campieren im Freien, plötzliche Grenzschließungen und gemischte Massenlager zu weiteren Gewalterfahrungen geführt hat. Ungewollte Schwangerschaften, schwere Traumatisierung und Geburten auf der Flucht sind die Folge. Auf der abschließenden Pressekonferenz wurde aber durch eine schwedische Expertin von Fraueninitiativen in Syrien berichtet, die trotz Krieg und täglichem Überlebenskampf ihre Arbeit fortsetzen würden und für eine friedliche Zukunft bereit stünden. Es erging auch der dringende Appell, sich für Lösungen in den Herkunftsländern einzusetzen und Hilfen für die Zivilgesellschaft anzubieten – jeder militärische Eingriff von außen spiele weiter den Extremisten aller Lager in die Hände. Da die Nobel Women’s Initiative in Deutschland noch nicht sehr bekannt ist, gab es nur wenige Medienberichte – man kann sich aber auch sehr gut über den Facebook-Account auf dem Laufenden über die weltweiten Geschehnisse und Kampagnen halten.

Die Arbeit der Nobel Women’s Initiative ist so vielfältig wie die Probleme in der Welt. Die einzelnen Nobelpreisträgerinnen bringen jeweils ihre eigene Expertise in die Kampagnen ein, denn ihnen allen gemeinsam ist das Engagement trotz scheinbar unlösbarer Probleme oder gigantischer Gegner. Sie eint nicht nur der Glaube an die Machbarkeit oder gar eine spekulative Hoffnung, sondern vor allem ein starker Wille und die Bereitschaft zur Aktion.

 

Jody Williams, Foto: Peter Badge
Jody Williams, Foto: Peter Badge

Jody Williams bringt das in einem TED-Talk sehr klar auf den Punkt: Wir sollen nicht auf den anderen warten, der es tun wird, wir müssen anfangen, es selbst zu tun. Jody Williams schaffte es innerhalb eines Jahrzehnts die International Campaign to Ban Landmines (ICBL) in eine Organisation mit 1000 Mitgliedern aus 60 Ländern auszubauen. Sie schuf damit die Grundlage für die Ottawa Convention, die von 120 Staaten unterzeichnet wurde, und wurde dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Shirin Ebadi, Foto: Peter Badge
Shirin Ebadi, Foto: Peter Badge

Shirin Ebadi war Irans erster weiblicher Richter und setzte sich unter anderem gegen die Kinderehe ein. Sie verteidigte Regimekritiker und war selbst zeitweise inhaftiert. Und Tawakkol Karman gründete im Jemen die Vereinigung „Journalistinnen ohne Ketten“, opponierte mit der Versendung von Massen-SMS gegen die Regierung und verlegte ihren Kampf auf die Straße, nachdem der Nachrichtendienst unterbunden wurde.

Die Nobelpreisträgerinnen haben eine Vorbildfunktion, da sie doch gleich mit ihrer Zusammenarbeit beweisen, wie es gelingen kann – allen kulturellen und religiösen Unterscheiden zum Trotz – gemeinsam für eine bessere Welt einzustehen. Ganz konkret agieren sie auch als Mentorinnen für junge Aktivistinnen. Nach eigenem Bekunden war ein Highlight des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit Neesa Medina aus Honduras, Htet Htet Aung aus Burma und Riya William aus dem Südsudan. Nicht zuletzt dient die Arbeit der Nobelpreisträgerinnen der Sicherheit der engagierten Frauen in aller Welt, deren Arbeit sie sichtbar machen und deren Verfolgung dadurch zumindest erschwert wird. Dazu gab es im April 2015 eine Konferenz unter dem Motto „Defending the Defenders!“, die dem Aufbau von Netzwerken und der Strategieentwicklung dienen sollte, wie die internationale Gemeinschaft den weiblichen Menschenrechtsaktivisten besser helfen kann.

Leymah Gbowee, Foto: Peter Badge
Leymah Gbowee, Foto: Peter Badge

“We must continue to unite in sisterhood to turn our tears into triumph. (Leymah Gbowee)”

Stephanie Hanel

Stephanie Hanel is a journalist and author. Her enthusiasm for the people behind science grew out of her work as an online editor for AcademiaNet, an international portal that publishes profiles of excellent female scientists. She is an interested observer of new communication channels and narrative forms as well as a dedicated social media user and science slam fan.