BLOG

Veröffentlicht 4. Juli 2012

Schwäbischer Filettopf und die Struktur der Raumzeit

Während sich gestern Abend der Großteil der Konferenzteilnehmer beim „Grill and Chill“ am Ufer des Bodensees amüsierten, hatte ich das Vergnügen am wesentlich seriöser benannten „Akademischen Dinner“ teilzunehmen. Aber auch wenn das ein wenig steif klingt, war es ein sehr angenehmer Abend.

Das Nobelpreisträgertreffen in Lindau wird von vielen wissenschaftlichen Organisationen unterstützt. Diese Organisationen laden auch die Studenten ein und finanzieren ihren Aufenthalt. Beim akademischen Dinner veranstalten die Organisationen ein edles Abendessen in kleinem Rahmen bei der ein bis zwei Nobelpreisträger auf ausgewählte Studenten treffen und dort in kleinem Rahmen diskutieren (und essen) können. Ich hatte das Glück, ebenfalls zu so einem Dinner eingeladen worden zu sein.

alt
Vorspeise: Hausgebeizter Lachs mit Kräutercreme und Salatarrangement

Veranstaltet hat es die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ein Verbund aus 18 Forschungszentren, darunter zum Beispiel das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung oder der Teilchenbeschleuniger DESY in Hamburg. Helmholtz-Wissenschaftler waren in den letzten Jahren auch unter den Nobelpreisträgern. 2008 wurde Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum ausgezeichnet und 2007 erhielt Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich den Preis für Physik.

Das von der Helmholtz-Gemeinschaft veranstaltete Dinner fand im Weinhaus Frey statt und die eingeladenen Studentinnen und Studenten kamen mehrheitlich von den verschienenen Instituten die sich mit Teilchenphysik beschäftigen. Passend dazu war einer der eingeladenen Nobelpreisträger Carlo Rubbia. Er war immerhin 4 Jahre lang Generaldirektor des Kernforschungszentrum CERN und arbeitet heute am Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam. Der zweite Nobelpreisträger der heute mit am Tisch saß, war George Smoot und ich persönlich habe mich sehr gefreut, einen der wenigen Nobelpreisträge treffen zu können, der für seine Arbeit auf dem Gebiet der Astronomie ausgezeichnet wurde.

alt
Hauptspeise: Schwäbischer Filettopf (Schweinefiletmedaillonsd mit hausgemachten Spätzle und Champignonrahmsauce)

Die Gespräche am Tisch hatten aber erstaunlich wenig mit Teilchenphysik oder Astronomie zu tun. Zuerst wurde über Energie diskutiert. Rubbia beschäftigt sich ja in Potsdam gerade mit der Entwicklung neuer supraleitender Materialien, die benutzt werden können, um Strom verlustfrei zum Beispiel von Photovoltaikanlagen in der Sahara nach Europa transportieren zu können. Was Rubbia sonst noch mit seinen Tischnachbarn besprochen hat, habe ich dann allerdings verpasst, den ich saß George Smoot gegenüber und Rubbia am anderen Ende des Tisches. Mit Smoot diskutieren wir über Wirtschaft und Politik. Darüber, ob die europäische Einigung noch weiter fortschreiten muss, um die aktuelle Wirtschaftkrise zu lösen, wie China in Zukunft die Welt dominieren wird und was die Korruption in Südamerika anrichtet. Während des Deserts wendete sich das Gespräch aber dann doch wieder der Wissenschaft zu und dem Thema, für das Smoot den Nobelpreis bekommen hat: Der kosmischen Hintergrundstrahlung. Smoot erläuterte einige Details zur Frage, wie sich verschiedene kosmologische Modelle durch die Beobachtung von Strukturen in der Hintergrundstrahlung unterscheiden lassen. Am Ende waren wir dann bei der Struktur von Raum und Zeit angelangt und der Frage, ob die Elementarteilchen vielleicht nur angeregte Zustände von dem sind, aus dem Raum und Zeit bestehen. Was immer das auch sein mag… dieses Problem konnte während des Dinners allerdings nicht mehr gelöst werden.

altDesert: Weisses Mousse au Chocolate mit frischen Erdbeeren und hausgemachtem Rahmeis