Veröffentlicht 21. Juni 2011 von Beatrice Lugger
Sandra Chishimba und ihr Kampf gegen Malaria
Bei Sandra Chishimba, 30, die am diesjährigen Lindauer Nobelpreisträgertreffen teilnehmen wird, dreht sich alles um Malaria. Sowohl sie als auch ihre gesamte Familie erkrankte mehrfach an Malaria. Diese Erfahrungen beförderten in ihr den Wunsch zu forschen, um die Krankheit, die so vielen Menschen vor allem in Entwicklungsländern zu schaffen macht, zu bekämpfen oder gar potenziell zu besiegen.
So hat Sandra bereits an mehreren Studien zur Reduktion von Malaria-Übertragungsraten am Macha Research Trust und Johns Hopkins Malaria Research Institute (1) in Macha, Sambia, mitgeforscht. Sie und ihre Kollegen stellten unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Verringerung der Exposition mit P. falciparum und einer damit einhergehenden geringeren Immunität fest. Seither liegt ihr Schwerpunkt in der Erforschung der Immunantwort infolge der Erkrankung (2). In einem Master Programm ‚Infektionen und Immunität’ erweitert sie derzeit ihr Wissen, wie Immunität und Krankheitsanfälligkeit tatsächlich zusammenhängen. Dies absolviert sie am Erasmus Medical Center Rotterdam, Niederlande, wo sie sowohl in der Hämatologie als auch im Immunologie-Department bis Ende August 2012 forschen wird.
Hallo Sandra, wie wurdest Du auf die Lindauer Nobelpreisträgertagungen aufmerksam?
Erst seit vergangenem Jahr weiß ich, dass es die Lindauer Tagungen gibt. Damals hatte ich bei einer Tagung der American Society for Tropical Medicine and Hygiene meine Arbeit präsentiert. Dort lernte ich Professor Peter Agre, einen der Laureaten, kennen, der mir von der Lindauer Nobelpreisträgertagung berichtete. Später wurde ich schließlich von Peter Agre über das Johns Hopkins Malaria Research Insitute (JHMRI) und Dr. Philip Thuma, Senior Scientific Advisor des Macha Research Trust, für das diesjährige Treffen nominiert.
Du warst selbst an Malaria erkrankt. Wie gut ist das medizinische System in Deiner Heimat Sambia für Malariaerkrankte gerüstet?
Das medizinische System versucht immer besser gewappnet zu sein. Ärzte und Krankenschwestern, die darauf trainiert sind, Symptome zu erkennen, sollten auf der Basis von Schnelltests und Befunden etwa per Mikroskopie aus dem Labor therapieren. Manchmal kann es sein, dass nicht mehr genug des Grundmedikaments Coartem in Hospitälern und Kliniken vorrätig ist und schließlich bemerken wir dann eine Veränderung in der Ansteckungsrate. Sie steigt. Nicht alle ländlichen Gesundheitszentren sind gut vorbereitet, es mangelt an Gesundheitsexperten und Ausrüstung. Trotz Anstrengungen der Regierung mehr zu erreichen.
Werden Behandlungskosten durch das Sambische Gesundheitssystem übernommen?
In den Kliniken werden die Kosten vom Gesundheitssystem getragen und bei den kleinen Hospitälern muss ein kleiner Beitrag für Tests bezahlt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob auch die Ärmsten der Armen diesen Beitrag aufbringen können. Aber eines weiß ich gewiss: Niemand wird nach Hause geschickt, weil er kein Geld hat.
Du kämpfst auch im Beruf gegen Malaria: Was genau forschst Du?
Ich habe Veränderungen in der Malariaübertragung in einem Gebiet untersucht, das früher ein ausgewiesenes Malariagebiet war und heute nur noch geringe Übertragungsraten aufweist – nach mehrjährigen intensiven Malaria Kontrollinterventionen. Ich habe Immunologiestudien durchgeführt. Diese zeigen die Immunantwort auf den Parasiten in der Bevölkerung.
Wann erwartest Du bessere Therapien der Malariaerkrankung?
Zunächst einmal ist der Malariaparasit sehr schwer zu untersuchen. Er hat verschiedene Entwicklungsstufen und zwei Wirte, den Menschen und den Moskito. Er kann sich gegen Medikamente durch Mutationen wehren. Doch, was ich jetzt weiß, nachdem ich an mehreren Marlariastudien mitgearbeitet habe, ist, dass mittels intensiver und umfassender lokaler Anstrengungen, die Erkrankung unter Kontrolle zu halten, die Übertragungsraten des Parasiten in der Bevölkerung nahe Null gebracht werden können. Zu diesen Anstrengungen zählen eine gute medikamentöse Ersttherapie, mit einem Mittel gegen das der Parasit noch nicht resistent ist, regelmäßige Screenings in der Bevölkerung, der Einsatz von Moskitonetzen und Moskitosprays und eine sofortige Therapie, wenn eine Infektion vorliegt. Damit meine ich, sobald ein Fall in einem Krankenhaus oder einer Gesundheitsstation erkannt ist, geht ein Gesundheitsteam in die betroffene Gegend, aus der der Patient stammt und screent die gesamte Bevölkerung, um eventuelle weitere Malariafälle zu erkennen. Dies sind nur einige Werkzeuge und vor allem sind es die Menschen selbst, die mitmachen müssen.
Wie schätzt Du das Engagement der Gates Foundation in diesem Gebiet ein?
Die Gates Foundation war eine große Hilfe für Forscher in diesem Bereich. Die meisten Regierungen sind aufgrund fehlender Mittel nicht in der Lage, notwendige Forschung zu unterstützen. Deshalb ist ein Großteil unserer Forschung, auf Hilfsmittel angewiesen und hier kommen Stiftungen, wie die Gates Stiftung mit ihren Finanzmitteln helfend hinzu.
Auf welche Schwerpunkte sollte sich die Malariaforschung in den nächsten Jahren fokussieren?
Mein Fokus wäre, es zu schaffen, die Erkrankung so stark zu kontrollieren, bis Übertragungsraten nahe Null erreicht werden. Dazu müssen Gemeinden mitmachen, wie ich vorhin erklärte. Parallel müssten Veränderungen in der Immunität in der Bevölkerung erfasst werden, weil ein Risiko für ein Wiederansteigen der Erkrankungsraten bleibt.
Was erwartest Du von der Lindauer Nobelpreisträgertagung?
Ich hoffe auf kluge Menschen mit denen ich mich vernetzen kann und hoffentlich gar künftig mit ihnen zusammenarbeiten kann. Außerdem hoffe ich einige neue Ideen zu bekommen, die ich für meine Forschung einsetzen kann. Es wäre sehr schön, mit einzelnen Laureaten gar über mögliche Möglichkeiten zu sprechen, in deren Labor als PhD Student zu arbeiten. Wissenschaftler tauschen gerne Ideen aus. Genau das wird während der Lindauer Tagung geschehen.
(1) Macha Research Trust collaborates with Johns Hopkins Malaria Research Institute. The organisation was formerly called Malaria Institute at Macha/Johns Hopkins Malaria Research Institute. The Malaria Institute at Macha (MIAM) is a malaria research field station and training center established in 2003 with the signing of a collaborative Memorandum of Understanding between four partners — the Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health and its Malaria Research Institute, the Zambian government, the Macha Mission Hospital and the Macha Malaria Research Institute. With major sponsorship from the Johns Hopkins Malaria Research Institute (JHMRI)] The organisation is based in Southern Province, Zambia close to the Macha Hospital in a small village called Macha.
(2) Papers by Sandra as a second author:
– Escalating Plasmodium falciparum antifolate drug resistance mutations in Macha, rural Zambiadoi: doi: 10.1186/1475-2875-7-87.
– Validation of oral fluid samples to monitor serological changes to Plasmodium falciparum: an observational study in southern Zambia doi:10.1186/1475-2875-10-162