Veröffentlicht 29. September 2014 von Egon Birner
NobelLabs und Mini Lectures für den Unterricht
Das bayerische Bildungsportal „mebis“ integriert Materialien aus der Lindauer Mediathek
Reflektierter, gezielter Medieneinsatz war und ist ein tragendes Element guten Unterrichts. Wer jedoch annahm, dass mit der zunehmenden Digitalisierung und der immer umfassenderen Verfügbarkeit von Medien über das Internet geradezu von selbst eine Verbesserung der Unterrichtsqualität einherginge, musste sich eines Besseren belehren lassen. Die aus der Quantität vielfach resultierende Unübersichtlichkeit des Angebots, Inhalte, die oft nicht den fachlichen und didaktischen Ansprüchen der Lehrerinnen und Lehrer entsprechen, sowie berechtigte Bedenken hinsichtlich urheberrechtlicher Schranken stellen Lehrkräfte vor neue Herausforderungen bezüglich der mediengestützten Gestaltung ihres Unterrichts.
Orientierung und Unterstützung sollen die Angebote von „mebis – Landesmedienzentrum Bayern“ bieten, welche vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst etabliert wurden. Die Internetplattform bietet bayerischen Lehrkräften ein Informationsportal, welches alle wichtigen Aktivitäten im Bereich der schulischen Medienbildung in Bayern bündelt. Ein Prüfungsarchiv stellt über 2.000 zentrale bayerische Abschlussprüfungen und Jahrgangsstufenarbeiten aller relevanten Schularten inklusive der zugehörigen Materialien bereit. Gleichzeitig ist mebis auch Heimat einer zentralen Lernplattform mit virtuellen Klassenzimmern. Dort können Schülerinnen und Schüler zum Beispiel gemeinsam an Projekten arbeiten oder nach ihrem eigenen Tempo und Lernfortschritt üben. Digitale Bildungsmedien, die im Unterricht urheber- und lizenzrechtlich gesichert verwendet werden dürfen, bietet die Mediathek von mebis: Hier finden Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler über 13.000 Filmsequenzen, Audio- und Bilddateien, digitale Karten und Simulationen.
Eine wertvolle Bereicherung erfährt die bayerische Bildungsmediathek derzeit über die Integration unterrichtsrelevanter Medien aus der Mediathek der Lindauer Nobelpreisträgertagungen. Über eine zwischen dem Bildungsministerium sowie den Lindau Nobel Laureate Meetings geschlossene Kooperationsvereinbarung wurde die Bereitstellung medialer Schmuckstücke aus Lindaus „Digitaler Schatztruhe“, wie die FAZ die Mediathek zu Recht bezeichnete, geregelt und die Zusammenarbeit besiegelt.
Schon sehr früh waren die 1951 gegründeten Lindauer Tagungen darauf bedacht, die wissenschaftlichen Beiträge, die Vorträge der Laureaten zu dokumentieren und zu archivieren. Mit der Bereitstellung der Online-Mediathek gelang es den Lindauer Nobelpreisträgertagungen, diese „Schatztruhe“ der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und einen fesselnden Einblick in den wissenschaftlichen Diskurs im Rahmen der Tagungen zu bieten. In den über Audio- und Video-Mitschnitte dokumentierten Vorträgen der Laureaten kommen wegweisende Wissenschaftler und herausragende Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte zu Wort, die immer wieder einem zentralen Anliegen Ausdruck verleihen: Dem Wunsch, der jungen Generation etwas mit auf den Weg geben zu wollen. Hierbei dürfen sich in erster Linie natürlich die zahlreichen Nachwuchswissenschaftler angesprochen fühlen, die alljährlich nach Lindau kommen. Doch auch alle Schülerinnen und Schüler, die sich mit einem unbefangenen Entdeckerdrang wissenschaftlichen Themen nähern, sind mit eingeschlossen. Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen haben es verstanden, das Anliegen der Laureaten aufzugreifen und in Ergänzung zu den bestehenden Vortragsdokumentationen Unterrichtsmedien bereitzustellen, welche den Nutzungsgewohnheiten der Jugendlichen entsprechen und ihnen in anschaulicher Weise wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Themen näherbringen. Bei der Entwicklung der Mini Lectures stellte man unter Beweis, dass man mithilfe anschaulicher Animationen und ausgewählter Beiträge von Laureaten komplexe Zusammenhänge in verständlicher Form aufbereiten kann. Die notwendige didaktische Reduktion wurde ohne fachliche Verfälschung vorgenommen. Die Mini Lectures sind stets ansprechend gestaltet – ohne Effekthascherei, stets die Lernwirksamkeit des Mediums im Auge behaltend. Entdeckendes Lernen ist mithilfe der NobelLabs 360° möglich. Die multimedialen, interaktiven Anwendungen der Stiftung ermöglichen eine digitale Reise zu den Forschungseinrichtungen der Laureaten – eine authentische, virtuelle Exkursion, die zur Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Forschungsarbeit motiviert.
Mini Lectures und Nobel Labs sind zukünftig eingebettet in das breite Angebot digitaler Bildungsmedien, die über die Mediathek von „mebis – Landesmedienzentrum Bayern“ offeriert werden. Der Zugang für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler wird dadurch erleichtert. Zudem ermöglicht die einfache Integration der Medien in die Kursräume der Lernplattform von mebis eine didaktische Aufbereitung durch die Lehrkräfte. Das neben dem Staatsministerium an der Umsetzung beteiligte Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) sowie das Medieninstitut der Länder FWU haben damit zeitgemäße pädagogische Angebote bereitgestellt, die digitales Lehren und Lernen erleichtern. Mit den Lindauer Nobelpreisträgertagungen wurde ein wichtiger Kooperationspartner gewonnen.