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Veröffentlicht 26. Juni 2012

Lehrer und Nobelpreisträger

Nächste Woche treffen sich in Lindau 27 Nobelpreisträger und 580 Studenten um gemeinsam über Wissenschaft zu diskutieren. Es wird aber noch eine weitere Gruppe anwesend sein: 21 Lehrer aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein, die am Programm „Teaching Spirit“ teilnehmen werden.
In Lindau geht es zwar hauptsächlich um Wissenschaft. Aber es ist gut, dass die Rolle der Lehre nicht vergessen wird. Wissenschaftliche Forschung ist wichtig. Aber es ist ebenso wichtig, das Wissen weiterzugeben. Nicht nur von Wissenschaftler zu Wissenschaftler – im Idealfall sollte die Forschung ebenso die Vermittlung des Wissens in den Schulen beeinflussen. Dort werden zwar hauptsächlich die Grundlagen gelehrt und die ändern sich nicht so häufig. Aber Schulunterricht sollte mehr sein als nur das reine Vermitteln der Fakten.

„Wer die Jugend inspiriert, legt einen Grundstein unserer Wissensgesellschaft.“, sagt Bettina Gräfin Bernadotte, Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau und gute Lehrerinnen und Lehrer schaffen genau das: Die Jugend zu inspirieren. Im Unterricht sollte nicht nur erklärt werden, WAS die Wissenschaftler herausgefunden haben. Es ist genau so wichtig zu erklären WIE man zu diesen Erkenntnissen gekommen ist. Wissenschaft ist nicht nur eine Ansammlung von Fakten, sondern ein faszinierender Prozess, den man erleben kann und auch in der Schule erleben sollte.

Wissenschaft erleben sollen auch die 21 Lehrer in Lindau um ihre Erfahrungen dann an die Schüler weitergeben zu können. Die Nobelpreisträger werden klassische Vorträge über ihre Arbeit halten, bei denen die Lehrer mit zuhören können. Und es wird Diskussionsveranstaltungen geben, bei denen dann zum Beispiel über die Faszination der wissenschaftlichen Arbeit gesprochen wird oder über das Schülerforschungszentrum Nordhessen in dem Schüler selbst eigenständige Forschungsprojekte durchführen können. Den Lehrern steht auch die Lindau Mediatheque zur Verfügung, in der man Vorträge der letzten 60 Jahren ansehen kann; einige davon speziell für den Schulunterricht aufbereitet.

Guter Schulunterricht ist nicht selbstverständlich. Und daran sind nicht immer nur die Lehrer Schuld sondern sehr oft auch die Rahmenbedingungen, die einen faszinierenden und inspirierenden Unterricht gar nicht erst möglich machen. Umso wichtiger ist, die Lehrerinnen und Lehrer selbst zu motivieren. Nur wenn die Lehrer selbst begeistert sind, können sie diese Begeisterung auch an ihre Schüler vermitteln. Nicht jeder Nobelpreisträger ist auch unbedingt ein guter Lehrer (obwohl manche von ihnen auch für ihre Lehrtätigkeit einen Preis verdient hätten; zum Beispiel Richard Feynmann). Aber die 27 Nobelpreisträger sollten in der Lage sein, die Faszination der Wissenschaft zu vermitteln. Und wenn die Lehrer diese Faszination in die Klassenräume tragen, dann können sie dort den Grundstein für die eine oder andere große wissenschaftliche Karriere legen an deren Ende vielleicht sogar ein Nobelpreis steht.