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Veröffentlicht 1. Juli 2012

Kleine Stilkritik – die Lindau-Tasche

Der Goodie-Bag, der die Unterlagen zur Konferenz, das Jahrbuch und andere Kleinigkeiten enthält, ist beim Nobelpreisträgertreffen nicht etwa einfache Stofftasche oder so. Die Teilnehmer bekommen eine geräumige, stabile Umhängetasche aus fester Plane, die tatsächlich taugt, um eine Woche lang alles notwendige mit sich herumzutragen – was die Mehrzahl der Teilnehmer auch tut: In den fünf Tagen des Lindauer Meetings prägen die Jungwissenschaftler mit ihren Taschen das Stadtbild von Lindau.

Um den Wiedererkennungswert zusätzlich zu steigern, schreibt das Elitenetzwerk Bayern, das die Taschen sponsert, jedes Jahr einen Designwettbewerb aus, dessen Gewinner das gute Stück dann gestalten darf. Es hat sich eingebürgert, dass ich hier im Blog das Design der Tasche bespreche. Nicht weil ich besonders dazu qualifiziert wäre, sondern weil ich es kann.

Zuerst fällt natürlich eine wesentliche Änderung auf: In den letzten drei Jahren war die Tasche immer bayrisch-blau gehalten. Davon ist man jetzt abgewichen, was ich prinzipiell erst einmal gut finde. Außerdem zeigt sich hier natürlich der Vorteil dieses Fabrikats: Eine Tasche aus Gewebe könnte man nie im Leben schneeweiß machen, schon weil sie binnen Minuten dreckig würde und man dunkle Schmutzspuren nur mit großer Mühe wieder abkriegt. Doch die Lindau-Tasche ist nicht nur strapazierfähig, sondern auch komplett abwaschbar.

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Das diesjährige Taschendesign in Großaufnahme. Bild: Beatrice Lugger

Mit dem Material haben die Entwickler jedenfalls einen guten Griff getan, allerdings mit einem kleinen Haken, der von den Kommentatoren meiner Stilkritik zuvor schon bemängelt wurde: Die Tasche ist nicht aus Recyclingmaterial. Das war früher schon deswegen ein viel kritisierter Punkt, weil das Thema der Konferenz 2011 ausgerechnet Nachhaltigkeit war – da fiel eine nicht-nachhaltige Tasche schon ein bisschen unschön auf…

Der grundsätzliche Punkt gilt natürlich immer noch: Eine Tasche aus Recyclingmaterialien wäre bei einer so profilierten Konferenz schon schön. Andererseits ist das gute Stück anders als bei vielen anderen Konferenzen absolut kein Wegwerfartikel, insofern belasten nächste Woche wenigstens nicht 500 von den Dingern die Müllkippen.

Aber zurück zum Design – ich habe vor zwei Wochen schon ein Foto der Tasche gesehen und war enttäuscht. Der schwarze Schriftzug und das geschwungene Ornament erinnern ein bisschen an die Gestaltungselemente einer Traueranzeige. Glücklicherweise habe ich dann heute festgestellt, dass sich die Aufmachung in echt wesentlich besser macht. Die schwarzen Seitenteile sehen wirklich gut aus, und die in den Text eingestreuten geometrischen Formen – zweifellos sehr symbolisch und bedeutungsvoll – gefallen mir auch. Das handgezeichnete Schnörkelelement wirkt ein bisschen krakelig, aber es mildert zusammen mit den gemischten Schriftarten im Text die Strenge der geometrischen Symbole und der monochromen Gestaltung.

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Die Lindau-Tasche in freier Wildbahn. Bild: Beatrice Lugger

Insgesamt gefällt mir diese Tasche nun doch ganz gut. Vor allem ist das diesjährige Design etwas gewagter als das der letzten beiden Jahre. Ich kann mir gut vorstellen dass der Monochrom-Look das Publikum polarisieren wird. Da muss ich mal rumfragen, wie die Stimmungslage ist.

An den Retro-Look vom 59. Treffen kommt auch die diesjährige Tasche nicht heran, aber für einen zweiten Platz in meiner persönlichen Rangliste reicht das locker. Und wie findet Ihr das gute Stück?