Veröffentlicht 2. Juli 2013 von Thomas Letzel
GPCR und der Nobelpreis 2012 für Chemie
Gestern morgen startete
Brian K. Kobilka,
seines Zeichens
Nobelpreisträger 2012 für Chemie,
die offizielle Vortragsreihe des 63. Tagung der Nobelpreisträger in Lindau.
Schon an der großen Anzahl an Kameras und Journalisten konnte man erkennen, dass ein aktueller Nobelpreis und somit ein neuer Redner großes öffentliches Interesse generiert.
Und Brian K. Kobilka enttäuschte die große Zuhörerschaft nicht. Er zeigte in tollen Bildern und Animationen, worum es sich bei den ‚G protein coupled receptors‘ handelt. Die interessant klingende Abkürzung GPCR ist dabei alles andere als einfach zu erklären, denn es handelt sich hierbei um Rezeptoren, die sich aus verschiedenen Untereinheiten zusammensetzen, die zu verschiedenen Familien gehören können, die verschiedene Funktionen sowie Reaktionen beinhalten bzw. auslösen und somit in den verschiedensten Bereichen des menschlichen Körpers (und nicht nur da) Effekte zeigen. So startete Kobilka auch mit den Worten: „Ich habe den Nobelpreis in Chemie bekommen, beschäftige mich aber überwiegend mit der Biologie.“ Im weiteren Verlauf seines Vortrags wurde schnell klar, dass er mit seinen Arbeiten auch andere naturwissenschaftliche Felder streift bzw. erschließt, wie die Medizin, die Pharmazie oder auch die instrumentelle Analytik.
Ein Chemiker ist eben in vielen Disziplinen zu Hause.
Brian K. Kobilka ging in den 1980er Jahren in das Team von Robert J. Lefkowitz, ebenfalls Nobelpreisträger 2012 für Chemie und begann dort das Gen zu isolieren das den β-Adrenozeptor kodiert. In den kommenden Jahren wurde immer klarer, dass es eine ganze Familie von Rezeptoren gibt, die sich ähnlich sehen und ähnliche Funktionen aufweisen. So spielen die Adrenorezeptoren eine wichtige Rolle in der Interaktion von Sympathikus und dem Herzkreislaufsystem. Ebenso ergeben sich Prozessinfomationen über Lichteinflüsse, Geschmack und Geruch. Des Weiteren sind sie als Andockstellen für eine Vielzahl pharmazeutisch wirksamer Chemikalien wie Adrenalin, Histamin, Dopamin und Serotonin bekannt. Laut Kobilkas Curriculum Vitae arbeiten die Hälfte der Medikationen via Rezeptoren der GPCR-Gruppe und laut Hartmut Michel (gestriger Vortrag 1. Juli 12.3o-13.oo) wirken sogar 80% der Medikamente auf dem Markt über Membranproteine.
Genau diese Eigenschaft macht es so wichtig, Membranproteine und besonders GPCR genauer zu verstehen und die Signalprozesse für die sie eine entscheidedende Rolle spielen weiter zu untersuchen. Da es sich aber um Transmebranproteine handelt, die nichtkovalente Komplexe bilden und durch kleine sowie große Moleküle reguliert werden können, ist das ein hartes Geschäft. So kann man sicher sein, dass zusätzlich zu den bisherigen Nobelpreisen im Bereich der Membranproteine noch einige dazukommen werden. Es lohnt sich also diesen wissenschaftlichen Weg zu beschreiten und weiterzuverfolgen.
Mein englischer Bloggerkollege Ashutosh Jogalekar beschreibt die prämierten Arbeiten gar als GPCR Symphonie (sehr lesenswert). Wer sich über GPCR grundlegend auch aus anderen Quellen informieren möchte, dem sei diese deutsche Seite empfohlen. Interessanterweise ist die englische Seite der gleichen Quelle komplementär gestaltet, führt aber anders ins Thema ein.
Nach dem Studium dieser Seiten ist man bereit für Vorträge der Laureaten.
Hier sind die Nobelpreisvorträge
von Robert J. Lefkowitz –A BRIEF HISTORY OF G-PROTEIN COUPLED RECEPTORS–
und Brian K. Kobilka –THE STRUCTURAL BASIS OF G PROTEIN COUPLED RECEPTOR SIGNALING–
(beide gehalten in Stockholm am 8. Dezember 2012). Ein Muss!
Abschließend noch eine 3-D Ansicht eines GPCR:
Kleines Rätsel am Rande:
P.S. Wer weiß, wie viele Nobelpreise im Bereich der Membranproteine vergeben wurden?
P.S.P.S. Wer weiß, wie viele Laureaten dieses Jahr über Membranproteine vorgetragen haben?