Veröffentlicht 3. Juli 2014 von Wolfgang Huang
Bratwurst, Regen und ein bisschen Völkerverständigung
Trotz eher unfreundlichen Wetters kamen beim diesjährigen Grill & Chill erneut Lindauer Bürger und Teilnehmer der 64. Lindau Nobelpreisträgertagung für einen entspannten Abend im Toskanapark zusammen.
Der Grill&Chill-Abend während der Tagungswoche ist mittlerweile zu einer kleinen Lindauer Tradition geworden: Er fand am Dienstag zum mittlerweile 5. Mal statt. Die Idee entstand im Jahr 2010 aus dem Wunsch heraus, nicht nur die jungen Nachwuchswissenschaftler und die Preisträger in Kontakt zu bringen, sondern auch den Lindauer Bürgern einen lockeren Austausch mit Preisträgern und Studenten zu ermöglichen. Damit wollten wir auch gezielt über die bisherigen Angebote der Live-Übertragung hinausgehen, die ja nur als Einwegkommunikation stattfinden. (Wer sich für das wissenschaftliche Programm interessiert: fast alle Vorträge sind in der Lindauer Mediathek online verfügbar.)
Bei der Ideenfindung haben wir uns inspirieren lassen von ähnlichen Veranstaltungen andernorts: Dem Bürgerfrühstück in Braunschweig und einem Bürgerhock in Leipzig. In Lindau war natürlich klar, dass wir dafür eine Location am See brauchen würden. Zunächst hatten wir die hintere Insel im Blick, aber aufgrund der „bekannten Probleme“ mit Freiluftveranstaltungen auf der hinteren Insel konnten wir in Abstimmung mit der Stadt auf den Toskanapark ausweichen.
Bei der ersten Auflage im Jahr 2010 haben wir unser Ziel nur teilweise erreicht: Zwar gab es sowohl „Grill“ als auch „Chill“ bei einem gelungenen Abend, aber leider nahm kein Preisträger teil. Hintergrund waren zahlreiche Dinner auf Einladung akademischer Institutonen, verteilt über die Insel. Seither ging’s in Sachen Laureaten-Teilnahme steil bergauf: Am Dienstag waren 9 Laureaten mit dabei: Peter Agre, Werner Arber, Steven Chu, Martin Evans, Jules Hoffmann, Brian Kobilka, Hamilton Smith, John Walker, und Ada Yonath.
Auch für mehr Schutz vor dem Regen war in diesem Jahr gesorgt: vier große Zelte ermöglichten ein Sitzen im Trockenen. Eigentlich waren wir ja sicher, dass es nicht regnen würde, gerade weil wir Zelte aufgebaut hatten – aber dieser Plan ging nicht auf. 🙂
Bevor es ans Buffet ging musste aber noch ein kurzer offizieller Teil überstanden werden: Wie auch in früheren Jahren ging der komplette Erlös der Veranstaltung an das Lindauer Haus der kleinen Forscher. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Gräfin Bettina und OB Dr. Ecker als Vertreter der gemeinsamen Veranstalter konnte ein Scheck in Höhe von 5.000 € an Cornelias Sechser vom Haus der kleinen Forscher und Margret Mader, stellvertretende Landrätin, übergeben werden.
Eintausend Gäste, die gleichzeitig eine Bratwurst auf dem Teller haben möchten, sind eine nahezu unlösbare logistische Aufgabe – der Weg zum Grill war daher ganz schön lang, und die Schlangen reichten durch die halbe Toskana. Immerhin einen Vorteil haben Warteschlangen aber: Sie sind ausgesprochen kommunikationsfördernd. Wer entsprechend aufgelegt war, hatte spätestens jetzt die Gelegenheit zum Austausch mit anderen Gästen – viele nutzten ihn.
Die Hauptarbeit beim Grill & Chill leisten hinter den Kulissen (bzw. hinter den Ausgabestationen) übrigens die Mitglieder des TV Reutin. Ohne die Hilfe von Matthias Pfleghard und seinen Vereinskameraden wäre das Grill & Chill gar nicht möglich. Vielen Dank nach Reutin!
Bunte Bändel überall, und beim Grill & Chill kam eine weitere Farbe dazu: Hellgrün ist die Farbe der Gastfamilien, die während der Tagungswoche einen jungen Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin bei sich aufgenommen haben. Der gemeinsame Grillabend bietet eine weitere Möglichkeit, in die Atmosphäre der Vielfalt und der Offenheit der internationalen Gemeinschaft, die für eine Woche ihren Weg nach Lindau gefunden hat, einzutauchen. Sicher würden sie sich nicht so nennen, aber die Gastfamilien sind hervorragende Botschafter für ein gastfreundliches und weltoffenes Deutschland. Peter Agre (der sich weltweit stark für das Thema „science diplomacy“ engagiert) hatte sich vorgenommen, sich bei jeder einzelnen Gastfamilie für ihren Einsatz zu bedanken – mit 50 Familien hatte er da allerdings ein ordentliches Pensum zu bewältigen.
Nach zwei Stunden gingen die Weinvorräte – übrigens Lindauer Haug-Wein – dann langsam zur Neige. Angesichts des kalten Wetters hatten wir vielleicht ein wenig zu knapp kalkuliert – aber dafür gab es noch reichlich Meckatzer-Bier, alkoholfreie Getränke, und Kuchen zum Nachtisch. Und wer bis nach dem Gewitter durchhielt, wurde sogar noch belohnt: Gegen 23 Uhr wurde es langsam wärmer. 🙂
Vielen, vielen Dank an all die fleissigen Helfer von Stadt, TV Reutin, Sponsoren, an meine Kollegin Katja, und natürlich an all unsere Gäste, die das Grill & Chill erst mit Leben erfüllen.
Schön war’s! Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr, dann hoffentlich wieder mit Petrus‘ Segen.