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Veröffentlicht 14. November 2024 von Phil Thornton

Der Preis für Wirtschaftswissenschaften 2024: Wie Institutionen Wohlstand schaffen

Der Preis für Wirtschaftswissenschaften wird 2024 für Arbeiten rund um den Zusammenhang zwischen der Erschaffung von Institutionen und ökonomischer Entwicklung von Ländern vergeben. Photo/Credit: cokada/iStockphoto

Der Preis der Sveriges Riksbank für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel wurde an drei in den USA tägige Forscher verliehen, die die Bedeutung gesellschaftlicher Institutionen für den Wohlstand eines Landes nachgewiesen haben.

Daron Acemoğlu, 57, Simon Johnson, 61, und James Robinson, 64, teilen sich den mit 11 Millionen schwedischen Kronen dotierten Preis zu gleichen Teilen, weil sie gezeigt haben, „wie Institutionen gebildet werden und wie sie sich auf den Wohlstand auswirken“, so die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften.

„Die Verringerung der erheblichen Einkommensunterschiede zwischen Ländern ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Preisträger haben gezeigt, wie entscheidend gesellschaftliche Institutionen für das Erreichen dieses Ziels sind“, sagte Jakob Svensson, Vorsitzender des Komitees für den Preis der Wirtschaftswissenschaften.

Auswirkungen der europäischen Kolonisierung auf wirtschaftliche Entwicklungen

Die Preisträger untersuchten die politischen und wirtschaftlichen Systeme, die im Rahmen der europäischen Fremdherrschaft ab dem 16. Jahrhundert installiert worden waren. Die kolonialen Siedlungsmuster hatten einen dauerhaften Einfluss auf die modernen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Nationen, so das Ergebnis.

An Orten, die während der Kolonisierung relativ arm waren, schufen die Kolonisatoren häufig partizipatorischere und gerechtere Institutionen. Im Laufe der Zeit trugen diese integrativen Systeme zu einem breit angelegten wirtschaftlichen Erfolg bei.

Dieses historische Muster hilft, eine bemerkenswerte Entwicklung zu verstehen: Einige Gebiete, die zur Zeit der Kolonisierung wohlhabend waren, sind heute relativ arm, während bestimmte Orte, die ursprünglich arm waren, wohlhabender geworden sind.

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Warum manche Länder sich zu Demokratien entwickeln und mache nicht, ist eine Forschungsfrage der drei neuen Preisträger. Photo/Credit: IGphotography/iStockphoto

Der Schlüssel scheint die Art des institutionellen Rahmens zu sein, der während der Kolonialzeit geschaffen wurde. Die Preisträger führen als Beispiel die Kluft zwischen Mexiko, wo die spanischen Kolonialisten die aztekische Wirtschaft ausplünderten, und dem Süden der USA, wo die Siedler politische und wirtschaftliche Institutionen einführten, an.

Auf der theoretischen Seite erklären die Forscher, warum ausbeuterische (=extraktive) Wirtschaftsinstitutionen und Diktaturen oft fortbestehen, obwohl eine Reform dem Land am meisten nützen würde. Extraktive Institutionen verschaffen den Machthabern kurzfristige Gewinne, und solange das politische System garantiert, dass sie an der Macht bleiben, wird niemand Versprechungen über Wirtschaftsreformen trauen.

Zudem haben die Preisträger gezeigt, dass die Unfähigkeit, glaubwürdige Versprechungen zu machen, erklären kann, warum der Übergang zur Demokratie manchmal doch stattfindet. Eine Regierung, die mit einem möglichen Aufstand konfrontiert ist, muss zwischen zwei Wegen wählen. Während die Machthaber natürlich ihre Autorität erhalten wollen, indem sie wirtschaftliche Zugeständnisse anbieten, fehlt es solchen Versprechen oft an Glaubwürdigkeit. Die Bevölkerung befürchtet nicht zu Unrecht, dass diese Reformen wieder rückgängig gemacht werden, sobald die Stabilität zurückkehrt. Insofern kann der Übergang zu einer demokratischen Regierung die einzige tragfähige Lösung sein.

Transformation von Institutionen

Acemoğlu sagte auf einer Pressekonferenz nach der Bekanntgabe der Preisträger, dass der Kolonialismus eine Art Experiment sei, weil er die Institutionen und die Organisation vieler Gesellschaften auf der ganzen Welt verändert habe, und zwar ab etwa dem Jahr 1500.

„Wir beobachten unterschiedliche Entwicklungen innerhalb der kolonialen Welt, und da sie die strukturelle Gestaltung dieser Gesellschaften so tiefgreifend beeinflussten, hatten sie sehr weitreichende Auswirkungen“, sagte er und fügte hinzu, dass die entsprechende Forschung klar für demokratische Gesellschaften spreche.

Autoritäres Wachstum sei oft instabiler und führe im Allgemeinen nicht zu Innovationen. Er räumte ein, dass China „eine gewissen Herausforderung“ darstelle, da das Land damit begonnen habe, Investitionen in Sektoren wie KI zu tätigen. „Aber ich denke, dass diese autoritären Regime es aus einer Vielzahl von Gründen schwerer haben werden, langfristige, nachhaltige Innovationsergebnisse zu erzielen“, so Acemoğlu.

Anerkennung aus der Wissenschaft

Ihre Auszeichnung wurde von der gesamten akademischen Welt gelobt. Paul Krugman, Distinguished Professor of Economics am Graduate Center der City University of New York, der 2008 mit dem Preis für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel ausgezeichnet wurde, bemerkte, ihre Arbeit darüber, wie koloniale Regime, die sich auf den Abbau von Ressourcen konzentrierten, langfristigen Schaden anrichteten, sei „klug und wichtig, gerade in der aktuellen Weltlage“.

Laut Dani Rodrik, Ford Foundation Professor für Internationale Politische Ökonomie an der John F. Kennedy School of Government der Harvard University, haben die Preisträger „die Untersuchung von Institutionen in der Mainstream-Wirtschaftswissenschaft wiederbelebt und cool gemacht“. Er sagte: „Ihr Werk hat zu umfangreichen Arbeiten in diesem Bereich geführt, deren Anzahl täglich wächst.“

Mariana Mazzucato, Professorin für Innovationsökonomie und Public Value am University College London, griff Acemoğlus Hinweis auf die Nachhaltigkeit auf und erklärte, dass die Bewältigung der größten Herausforderungen der heutigen Zeit solide Institutionen erfordere. „Und wir müssen diese so gestalten, dass sie integrativ und nachhaltig sind.“

In einem Gespräch auf dem YouTube-Kanal der MIT Shaping the Future of Work Initiative sagten Johnson und Acemoğlu, dass sie sich wie auch Robinson auf die Verbindungen zwischen Institutionen und menschlichem Verhalten fokussierten, weil die traditionelle Makro-/Mikroökonomie nicht in der Lage war, die Entwicklungen in Volkswirtschaften wie der ehemaligen Militärdiktatur in der Türkei und dem postkommunistischen Osteuropa zu erklären.

„Ich versuche, meine Forschung mit Politik zu verbinden um herauszufinden, wie wir eine bessere Welt gestalten können“, sagte Johnson. „Die Umsetzung liegt nicht immer auf der Hand, ist nicht immer unmittelbar und offensichtlich, aber es handelt sich um grundlegende Fragen, die man weiterverfolgen sollte.“

Acemoğlu sagte, er arbeite mit Robinson an einem Projekt, in dem es darum gehe, das Konzept der Demokratie im 21. Jahrhundert neu zu denken, und mit Johnson wiederum an einem anderen Projekt, in dem es darum gehe, was den Menschen in der Ära der künstlichen Intelligenz ausmache. „Es zeigte sich, dass wir ähnliche Leidenschaften und eine ähnliche Unzufriedenheit mit der Begrenztheit dieser Fragestellungen hatten, insbesondere im Makrobereich. So begann eine langfristige Zusammenarbeit.“

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Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson. Photo/Credit: Ill. Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Daron Acemoğlu

… ist Elizabeth und James Killian Professor für Wirtschaftswissenschaften und Institutsprofessor am Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, USA. Er wurde 1967 in Istanbul geboren und promovierte 1992 an der London School of Economics and Political Science. Im Jahr 2005 erhielt er die John-Bates-Clark-Medaille und wurde im selben Jahr zum Fellow der Econometric Society gewählt.

Simon Johnson

… ist der Ronald A. Kurtz (1954) Professor für Unternehmertum an der MIT Sloan School of Management in Cambridge, USA. Er wurde 1963 in Sheffield, Großbritannien, geboren und promovierte 1989 am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. In den Jahren 2007 bis 2008 war Johnson Direktor der Forschungsabteilung des Internationalen Währungsfonds. Derzeit gehört er zu den Vorsitzenden des CFA Institute Systemic Risk Council.

James A. Robinson

… ist Reverend Dr. Richard L. Pearson Professor für globale Konfliktforschung an der Universität von Chicago. Er wurde 1960 geboren und promovierte 1993 an der Yale University, New Haven. Er leitet das Pearson Institute for the Study and Resolution of Global Conflicts an der Harris School of Public Policy.

Phil Thornton

Phil Thornton ist leitender Berater auf freiberuflicher Basis bei Clarity Economics, einem Beratungs- und Schreibservice, den er nach seiner 15-jährigen Laufbahn als Zeitungsjournalist gründete. Clarity Economics (www.clarityeconomics.com) befasst sich mit allen Geschäfts- und Wirtschaftsbereichen, wie beispielsweise der Makroökonomie, dem Welthandel, den Finanzmärkten, der Fiskalpolitik sowie Steuern und Regulierung. Seine Artikel wurden in einer Reihe von namhaften Publikationen wie The Wall Street Journal, The Independent, Independent on Sunday, The Guardian, The Times, The Daily Telegraph, Financial Director, Emerging Markets, City AM sowie PM-Select veröffentlicht. Zudem schreibt er regelmäßige Wirtschaftskolumnen für Procurement Leaders. Jüngste Projekte beinhalten eine Reportserie für Business in the Community, die die Stellung von ethnischen Minderheitengruppen innerhalb der britischen Belegschaft thematisiert. Hinzu kommen die Ausarbeitung von Vorschlägen zur Reform des EU-Haushalts für Business for a New Europe sowie eine Auswertung des britischen Finanzsystems für The Centre for the Study of Financial Innovation (CSFI). 2010 gewann Thornton die Auszeichnung Future Journalist of the Year im Zuge der WorkWorld Media Awards. Drei Jahre zuvor wurde ihm der Titel Print Journalist of the Year verliehen. Bis 2007 war er acht Jahre lang Wirtschaftskorrespondent bei der Londoner Zeitung The Independent.