
In Israel wird Ada Yonath liebevoll-scherzhaft als die Frau mit dem Kopf voller Ribosomen bezeichnet und die Nobelpreisträgerin genießt große Popularität. Copyright Foto: Volker Steger / LNLM
„The ribosome is a machine that gets instructions from the genetic code and operates chemically in order to produce the product. During the work – they work very fast and very well and very accurately – and during their work they have to proof read the results and to protect the product until the product is capable of protecting itself. The product is a protein and if you think about the kangaroo in a pocket, the product goes first into a pocket which is actually in the ribosomal tunnel. And this way you can look at it as a machine and we call it the cellular machine.“Allen, die diesen Vorgang noch nie visualisiert gesehen haben, sei das Video in der Lindauer Mediatheque empfohlen – eine Aufzeichnung von Ada Yonaths Lecture („Curiosity and its Fruits: From Basic Science to Advanced Medicine“) während der Lindauer Nobelpreisträgertagung 2013, die entsprechende Filmsequenzen enthält. Soweit in die Mikroebenen des Lebens sehen zu können, kann genauso faszinieren, wie in die Weite des Universums zu blicken! Ada Yonath ist nach wie vor authentisch begeistert und selbstironisch zugleich – keine Frage, sie ist die ideale Botschafterin ihres Arbeitsgebietes. „Das ist die ganze Geschichte, wir haben 20 Jahre gebraucht, um das herauszufinden“, sagt sie und schüttet sich aus vor Lachen. Wenn man die Geschichte dahinter kennt und weiß, dass Ada Yonath bis zu den ersten Erfolgen ihr ganzes wissenschaftliches Leben lang als verrückte Träumerin bezeichnet und der Lächerlichkeit preisgegeben wurde, wird deutlich, welch eine große Persönlichkeit hinter diesem Lachen steht. Ada Yonath studierte ab 1959 an der Hebräischen Universität zu Jerusalem, machte ihren Bachelor in Chemie, ihren Master dann 1962 in Biochemie und promovierte am Weizman-Institut für Wissenschaften in Rehovot mit einer Arbeit über Röntgenkristallographie. Nach Forschungsaufenthalten in den USA am Mello Institut in Pittsburgh und am MIT in Cambridge kehrte sie 1970 an das Weizman-Institut zurück, an dem sie übrigens auch heute noch als Professorin für Strukturbiologie lehrt. Damals konnte sie dort das erste Proteinkristallographie-Labor in Israel aufbauen. Als sehr wichtig für ihren Weg nennt Ada Yonath ihre Arbeit als Gruppenleiterin am MPI für Molekulare Genetik in Berlin (1979-1983) und die Arbeit mit ihrer Forschungsgruppe am DESY in Hamburg ( 1976-2004). 1989 übernahm Yonath zusätzlich die Leitung des neu geschaffenen Kimmelmann Center for Biomolecular Assemblies am Weizman-Institut. Unbestritten ist Ada Yonath eine Pionierin auf ihrem Gebiet. Sie fand eine Methode besonders robuste Bakterien aus dem Toten Meer zu kristallisieren. Sie verwendete neue Techniken wie zum Beispiel die Cryo-Kristallographie (Kristallisation in flüssigem Stickstoff bei -185°C), bei der die dynamischen Strukturen zur Ruhe kommen und verband immer wieder die richtigen Fragen und Ideen mit neuen Forschungsmethoden. Die Entschlüsselung der Struktur des Ribosoms ließ sie nicht zur Ruhe kommen – sofort war das nächste Ziel ausgemacht, und so konnten weitere Forschungsarbeiten von Yonath die Wirkungsweise von über 20 Antibiotika aufzeigen und den Grundstein für die Entwicklung neuer, auf der Ribosomen-Struktur basierender Antibiotika legen. In den letzten Jahren widmete sich Ada Yonath besonders der Fragen rund um Antibiotika-Resistenzen (Video „New drugs für old bugs“) und geht forschungstechnisch noch einmal mehr in die Tiefe – wer war zu erst da, die Henne oder das Ei? Ada Yonath beantwortet diese Frage so: Weder noch. Am Anfang war das Proto-Ribosom! Die Lindauer Nobelpreisträgertagung kann sich auch in diesem Jahr auf Ada Yonaths Besuch freuen. Die Scientific Community kann stolz auf eine unermüdliche Pionierin sein. Für die Geschichtsbücher ist Ada Yonath die vierte Chemienobelpreisträgerin und würdige Nachfolgerin Dorothy Hodgkins.