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Veröffentlicht 25. Juni 2013 von Simon Engelke

Nobel Bildung

Wir alle haben sie durchlebt. Die Schulzeit. Doch welchen Einfluss hatte sie auf unseren Weg und auf unsere Entscheidungen? Nicht überall ist es so, wie es offenbar im Hause der Chus war:

‚Education in my family was not merely emphasized, it was our raison d’être.‘
Steven Chu, Nobelpreis Physik 1997

Ein solches privates Umfeld und Elternhaus haben sicher nicht alle heutigen Wissenschaftler erfahren. Neben eigener Neugierde und dem Drang nach Wissen ist daher, denke ich, vor allem die Schulzeit eine prägende Zeit. Interessanter Weise hatte übrigens Alfred Nobel, der Initiator und Namensgeber des Nobelpreises, nie eine Schule besucht oder gar studiert. Er hatte Privatunterricht erhalten. Aber das sei nur am Rande erwähnt (bei Interesse, kann auf Nobelprize.org (auf Englisch) nachgelesen werden).

In meiner eigenen Schulzeit gab es besonders während der Gymnasialzeit mehrere prägende Begebenheiten und Persönlichkeiten. Zuallererst zu nennen ist mein damaliger Chemielehrer, der schon am Tag der offenen Tür den Nachwuchs gekonnt in seinen Bann zog. Ich war nicht der einzige Schüler, der seine Schulwahl auch aufgrund dieses Lehrers traf. Tatsächlich wusste er auch im Chemieunterricht seine Schüler zu begeistern und zugleich komplexe Zusammenhänge einfach und bildlich darzustellen (Semmeln anstatt Moleküle etc.). Nicht zuletzt motivierte er jede seiner Klassen mit den Worten: „Eine oder einer von Euch wird den Nobelpreis bekommen. Ich hoffe, dass diese Person mich dann zur Verleihung nach Stockholm einlädt“. Oftmals belächelt hatte dieser Satz doch zumindest auf mich eine starke Wirkung, da sie Vertrauen ausdrückte – Vertrauen etwas Herausragendes zu schaffen.

Auch andere meiner Lehrer wussten uns als Schüler zu Höchstleistungen anzutreiben. Mein damaliger Biologielehrer förderte die Kreativität von uns Schülern, was bis hin zu einer Fernsehshow über wissenschaftliche Erkenntnisse der Max-Planck-Gesellschaft führte. Außerdem entstand die sogenannte Nobelpreisfrage, welche regelmäßig eine Problemstellung ohne bekannte Antwort darstellte und freiwillig von Schülern bearbeitet werden konnte. Ich genoss es dem Unbekannten nachzugehen und selbst zu denken, anstatt anderer Erkenntnisse auswendig zu lernen.

 

Steven Chu at the NobelWeekDialogue 2012
Copyright © Nobel Media AB 2013
Photographer: Alexander Mahmoud

Steven Chu, Nobel Laureate Physik 1997,  beschreibt eine ähnliche Erkenntnis in den Fächern Geometrie und Englisch:

„Geometry was the first exciting course I remember. Instead of memorizing facts, we were asked to think in clear, logical steps. Beginning from a few intuitive postulates, far reaching consequences could be derived, and I took immediately to the sport of proving theorems. I also fondly remember several of my English courses where the assigned reading often led to binges where I read many books by the same author.“ (Mehr unter Nobelprize.org)

Zurückblickend bin ich all den Menschen sehr dankbar, die Zuversicht und Innovation in meiner Schulzeit ausdrückten. Auch in Lindau werden Lehrer aus dem deutschsprachigen Raum für ihren Einsatz gewürdigt wie Thomas Letzel in seinem Artikel „Willkommen, Griasgod, Welcome, Benvenuti, Hos Geldiniz und Καλώς ήρθατε“ herausstellt.

Mit Blick auf die kurz bevorstehende Tagung bin ich schon sehr gespannt auf die Geschichten der einzelnen Teilnehmer. Neben all den herausragenden wissenschaftlichen Erkenntnissen erhoffe ich mir Einblicke in die spannenden Lebenswege vom Studenten bis zum Nobelpreisträger. Jeder Lebensabschnitt wartet mit unterschiedlichen Herausforderungen und Entscheidungen auf. Was bewog die Teilnehmer in die Wissenschaft einzutreten? Gab es besondere Begebenheiten und Persönlichkeiten, welche sie dazu bewogen haben? Idealerweise erhoffe ich mir inspirierende Geschichten mit Übernahmecharakter, welche wirksame Lehrstrategien bezogen auf das Bildungssystem aufzeigen. Sodass schlussendlich vielleicht auch andere junge Menschen den spannenden Sprung in die Wissenschaft wagen.

Darüber hinaus wird es spannend zu erfahren, wie unterschiedlich dann die Wege in der akademischen Laufbahn in den verschiedenen Ländern verlaufen.  Thomas Letzel hatte gerade erst in „Wissenschaftskarrieren gestern und heute“ die derzeitigen (und früheren) Karrierewege in Deutschland beschrieben. Er wird nach Lösungen für aktuelle Probleme suchen.

Ich bin ebenso gespannt darauf, von euren Erfahrungen und Inspirationen zu hören. Schreibt einfach ein Kommentar oder twittert unter .

Simon Engelke

Simon Engelke, Lindau Alumnus 2013, is a natural scientist who studied at Maastricht University and UC Berkeley. He just finished a project supported by Google and will start a PhD at the University of Cambridge in fall. Next to his research interests, he has a passion for communication.