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Veröffentlicht 10. Dezember 2014 von Stephanie Hanel

Malala Yousafzai – „Das Mädchen mit dem Buch“ ist Friedensnobelpreisträgerin

Mit Mut und Entschlossenheit ist sie zu dem geworden, was die Taliban am meisten fürchten: ein Mädchen mit einem Buch. So beschrieb UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Malala Yousafzai, die als bloggendes Mädchen im Widerstand auch schon mit Anne Frank verglichen wurde. Nun ist sie Kinderrechtsaktivistin und jüngste Nobelpreisträgerin in der Geschichte.

Die berühmteste Kämpferin für das Recht auf Schulbildung von Mädchen hat auch am Tag der Preisverkündung Konsequenz bewiesen: Die Nachricht aus Stockholm traf während einer Chemiestunde ein, aber Malala bestand darauf, zuerst den normalen Unterrichtstag zu beenden und sich erst anschließend an die Presse zu wenden.

Malala besucht eine Schule in Birmingham, wohin sie zur medizinischen Behandlung aus Pakistan verlegt wurde, nachdem sie ein Attentat der Taliban nur knapp überlebte. Diese hatten den Mädchen im Swat-Tal, der Heimat der Familie Yousafzai, im Januar 2009 verboten, die Schule zu besuchen. Nicht alle ließen sich dadurch vom Schulbesuch abhalten, obwohl bereits unzählige Mädchenschulen zerstört und Menschen ermordet worden waren. Am 9. Oktober 2012 stoppten Taliban-Kämpfer den Schulbus und Malala sollte sich zu erkennen geben – sonst würden alle Mädchen getötet. Malala erleidet einen Kopfschuss, Freundinnen werden verletzt, der Kampf ums das Leben Malalas geht durch die Weltpresse.

Malala Yousafzai
Malala Yousafzai auf dem Girl Summit 2014 in London, Credit: Russell Watkins/Department for International Development.

Malala war zu diesem Zeitpunkt bereits keine Unbekannte mehr. Ermuntert von ihrem Vater, dem Schuldirektor einer privaten Mädchenschule, bloggte sie unter Pseudonym für die BBC über ihren Alltag unter dem Taliban-Regime. Trotzdem war sie zusehends ins Licht der Öffentlichkeit geraten. Unter anderem durch die Recherchen des Journalisten Adam B. Ellick, der über ihren politisch aktiven Vater auch mit Malala bekannt wurde. Ellick hat in einer Filmdokumentation Malala und ihre Familie zwei Jahre vor dem Attentat porträtiert. Danach hat er sich mit der Frage nach der journalistischen Mitverantwortung genauso auseinandergesetzt wie mit der Entwicklung dieses ungewöhnlichen Mädchens von einer betroffenen Schülerin – die damals Ärztin werden wollte – hin zu einer politischen Aktivistin. (Artikel + Video von Adam B. Ellick)

Ein Mädchen, dass nach dem Attentat in einer Wirksamkeit zurück in die Welt kam, die bei allen Menschen, die an ihrem Schicksal Anteil nehmen, größte Bewunderung und Respekt auslöst. Malala hat eine faszinierende innere Größe entwickelt. Sprachlos verfolgt man ihre Rede vor den Vereinten Nationen, wo sie an ihrem sechzehnten Geburtstag, gerade neun Monate nach dem Attentat, eine flammende Rede hält.  Malala strahlt Kraft und Ruhe aus – dass sie Benazir Bhuttos Schal bei dieser Rede trägt, erscheint nur folgerichtig. Und doch bleibt sie auch das Mädchen mit dem Schulranzen auf dem Rücken.

Freida Pinto und Malala Yousafzai
Freida Pinto und Malala Yousafzai bei einer Diskussionsrunde auf dem Girl Summit 2014, Credit: Jessica Lea/Department for International Development

Und so musste sich das Nobelpreiskomitee die Frage gefallen lassen, ob man dem Mädchen mit dem Preis nicht eine zu schwere Bürde auferlegt und sie womöglich zu einer noch größeren Zielscheibe macht. Aber Thorbjørn Jagland, Chairman des norwegischen Nobel-Komitees erinnert daran, dass Malala die Repräsentantin derer ist, für die sie eintritt – Kinder und junge Menschen. Wie könne man diesen Hoffnung geben, wenn man sich davon abhalten ließe, ihr diesen Preis zu verleihen? Malala sagt in ihrer Rede dazu, dass sie die Wahl hatte, zu schweigen und abzuwarten bis sie getötet würde oder zu sprechen und dafür getötet zu werden. Und sie hat sich entschieden zu sprechen. Das Mädchen mit dem Namen der afghanischen Nationalheldin „Malalai von Maiwand“ ist selbst eine Heldin geworden. Sie sagt, der Nobelpreis ist eine Ermutigung für sie, ihren Weg weiter zu gehen – und sie hat große Ziele:

„I want to see every child going to school!“

Malala Yousafzai will zurück nach Pakistan und Politikerin werden. Ihr Vorbild ist die 2007 ermordete frühere Premierministerin und spätere Oppositionsführerin Pakistans, Benazir Bhutto. Deren Kinder hatten Malala zwei Schals ihrer Mutter ins Krankenhaus geschickt, wie Malala in ihrem Buch berichtet – ihr wohl schönstes Geschenk.

Weiterführende Links: 

Malala Fund

Teens React to Malala Yousafzai (Video)

Stephanie Hanel

Stephanie Hanel is a journalist and author. Her enthusiasm for the people behind science grew out of her work as an online editor for AcademiaNet, an international portal that publishes profiles of excellent female scientists. She is an interested observer of new communication channels and narrative forms as well as a dedicated social media user and science slam fan.